Die Headless-Architektur verstehen
Traditionelle Marketinglösungen kombinieren ein Backend (den „Body“ bzw. „Körper“) mit einem Frontend (dem „Head“ bzw. „Kopf“). Auf diese Weise haben Sie nicht nur Zugriff auf die benötigten Funktionen – sei es die Verwaltung digitaler Assets oder Inhalte –, sondern sehen die Assets auch in einem bestimmten User Interface.
Das hat gut funktioniert, als die digitale Welt noch einfacher war. Da war zum Beispiel die Nutzung eines CMS mit einer Body-Head-Verbindung sinnvoll. Man konnte Content im Body des Backends erstellen und dann durch den browserspezifischen Head sehen, wie der Content auf Desktop-Browsern angezeigt wurde.
Das Problem ist jedoch, dass die meisten MarTech-Lösungen heute Content an mehrere Plattformen liefern müssen. Ihr CMS muss Mobilgeräte, Social Media, Apps und Smartwatches bedienen können – die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Außerdem arbeitet Ihr DAM wahrscheinlich mit verschiedenen Lösungen zusammen und ist Ihr E-Commerce sowohl mit Ihrer eigenen Website als auch mit anderen Plattformen verbunden.
Um flexibel und agil über mehrere Touchpoints hinweg arbeiten zu können, setzen viele Werbetreibende auf kopflose MarTech.
Mit Headless-Lösungen trennen Sie das Backend vom Frontend. Nachdem Sie den Head entfernt haben, nutzen Sie Application Programming Interfaces (APIs) oder andere Konnektoren, um Ihr MarTech-Backend mit dem entsprechenden Kanal zu verbinden. Statt eines einzigen, starren Frontends erlauben Integrationen mittels API mehrere Darstellungsarten, die Sie über die verschiedenen Touchpoints hinweg anzeigen können.
Sobald Sie Ihr Backend von einem vorkonfigurierten Frontend entkoppelt haben, können Sie den Content in vielfältigen Formaten auf deutlich mehr Plattformen darstellen.
Anwendungsfälle für kopflose MarTech
Wie eine Headless-Architektur aussehen kann, zeigen die folgenden MarTech-Beispiele.
- Headless Commerce. Mit diesen Lösungen entkoppeln Sie Ihr E-Commerce-Backend vom Frontend Ihrer Website/Anwendung. So können Sie Ihre Produkte wie gewohnt verwalten, sie aber an zusätzliche Plattformen ausspielen – z. B. an Apps von Drittanbietern, digitale Displays in Geschäften und IoT-verbundene Geräte.
- Headless CMS. Mit einem kopflosen CMS erstellen Sie weiterhin Content im Backend, verwenden aber Konnektoren wie APIs, um die Inhalte bei jedem gewünschten Touchpoint anzuzeigen. Neben einer Darstellungsschicht für Ihre Website können Sie beispielsweise auch eine für ein VR-Headset einrichten.
- Headless DAM. Bei dieser Headless-Lösung entfällt die Benutzeroberfläche in der Regel komplett. Das DAM-Backend wird zwar weiterhin von den zuständigen Personen verwaltet, jedoch verbinden die APIs das DAM mit den verschiedenen Lösungen, die auf die Assets zugreifen müssen. Somit können die meisten Anwender:innen das DAM überspringen und stattdessen direkt auf die benötigten Assets auf den verschiedenen Plattformen zugreifen.
Was Headless leisten kann
Headless MarTech bietet Flexibilität.
Wenn Sie nicht an eine bestimmte Darstellungsart gebunden sind, können Sie sich leichter umorientieren und Inhalte effektiver auf neue Touchpoints ausrichten. Sobald sich die Erwartungen der Kund:innen ändern, können Sie die Funktionen Ihres Stacks flexibel anpassen und die gewünschten Erlebnisse bereitstellen.
Mit anderen Worten: Mit Headless MarTech folgen Sie neuen Trends, ohne den gesamten Stack neu konfigurieren zu müssen. Gleichzeitig bleiben die Markenkonsistenz und die Einhaltung der Compliance gewährleistet: Ihr Backend muss nicht ständig angepasst werden, um neue Darstellungsarten zu integrieren. Da sich das Marketing immer schneller verändert, hat Headless-Technologie eine große Zugkraft.
Headless Hybrid
Dennoch sträuben sich manche Werbetreibende davor, während der Content-Erstellung nicht mehr direkt die tatsächliche Darstellung sehen zu können. Viele APIs bieten zwar Vorschaufunktionen, allerdings wird die integrierte Vorschau der implementierten MarTech-Lösung immer noch als nützlich und bequem empfunden.
Außerdem erfordert der Aufbau eines Headless-MarTech-Systems IT-Fachwissen, um ein entkoppeltes und dennoch wirksames Datenmodell zu entwerfen und die Darstellungsschichten zu entwickeln. Sie brauchen ein Team mit DIY-Mentalität, das die Zeit und das Know-how hat, um einen maßgeschneiderten Stack zu entwickeln.
Um das Potenzial von Headless auszuschöpfen, ohne sich Hals über Kopf ins Unbekannte zu stürzen, bietet sich ein hybrider Ansatz an.
Bei dieser Option können Sie Ihre bestehende MarTech-Lösung beibehalten, aber zusätzliche APIs installieren. Sie benötigen immer noch eine Sitemap, eine Seitenstruktur und Komponenten, ein Großteil des erstellten Contents kann jedoch kanalunabhängig zerlegt, abstrahiert und strukturiert werden. Dadurch können Sie mehr Content wiederverwenden, sparen Zeit beim Nacharbeiten und steigern die Konsistenz.