Trübes Wasser in den Data Lakes
Es ist noch gar nicht so lange her, da lautete die grosse Frage in Bezug auf Daten: „Wie können wir noch mehr sammeln?“. Unternehmen bauten ihre technischen Systeme aus, um möglichst viele Informationen zu erfassen. Sie kauften Datenlisten von Drittanbietern. Die Menge und Art der gesammelten Daten wuchs und wuchs.
Bald kamen erste Bedenken über die Verwendung der Daten auf. Angefangen bei Datenschutzverletzungen bis hin zu Skandalen wie dem von Cambridge Analytica häuften sich die Sorgen darüber, welche Daten gesammelt und wie sie verwendet werden.
Auf Schutzmassnahmen wie die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und den California Consumer Privacy Act (CCPA) folgten Cookies von Drittanbietern. Die veränderten Methoden der Datenerfassung und die damit verbundenen Vorschriften zwangen die Unternehmen, ihr Datenmanagement zu überdenken. Und das wahrscheinlich zum richtigen Zeitpunkt: Da künstliche Intelligenz die Möglichkeiten der Datennutzung revolutioniert, ist ethisches Datenmanagement heute wichtiger denn je.
Einführung interner Data-Ethics-Massnahmen
Selbst wenn bestimmte Möglichkeiten der Datenerhebung wegfallen und das Datenmanagement staatlich reguliert wird, dürfte auf die meisten Organisationen einiges an Arbeit zukommen. Wahrscheinlich haben auch Sie in Ihrem Unternehmen „Dark Data“ – Daten, die gesammelt, aber nie richtig strukturiert wurden. Oder Sie haben Daten, die vor Inkrafttreten der Vorschriften erfasst wurden und die Sie jetzt wiederverwenden.
Wahrscheinlich kann Ihr Unternehmen jedoch nicht alle Prozesse, die Daten verwenden, einfach stoppen und den aktuellen Stand der Dinge bewerten. Was können Sie also tun?
Nehmen Sie sich ein Beispiel an grossen Organisationen – und an jahrzehntelanger akademischer Forschung – und richten Sie ein Review Board bzw. einen Prüfungsausschuss ein. Indem Sie Personen zur Überprüfung der Datenethik berufen, ermöglichen Sie den Hauptakteur:innen, die Data Governance in Ihrem Unternehmen mitzugestalten. Und Sie tragen dazu bei, dass Ihr Unternehmen datentechnisch auf der sicheren Seite bleibt.
Die ersten Schritte mit Data Ethics Review Board
Die meisten Unternehmen richten ein solches Board mit Mitarbeitenden aus allen Unternehmensbereichen ein. Sie könnten etwa Führungskräfte mit einer Fachkraft für digitale Ethik, einem Datenspezialisten und einer Compliance-Beauftragten zusammenbringen.
Ihr Unternehmen kann dann einen Prozess festlegen, den das Review Board befolgen muss. Dieser sollte von der Grösse des Projekts abhängen. Kleinere Projekte müssen möglicherweise nur von einer Person (z. B. der Fachkraft für digitale Ethik) genehmigt werden. Bei grösseren Projekten ist der gesamte Ausschuss gefragt.
Lassen Sie auch bereits laufende Projekte von Ihrem Prüfungsausschuss für Datenethik analysieren. Der sorgfältige Schutz und respektvolle Umgang mit den Daten Ihrer Kunden kann das Vertrauen stärken, was wiederum auf die Loyalität und den Umsatz einzahlt.
Das Review Board könnte eine Checkliste mit Fragen erstellen, um jedes Projekt zu bewerten, bei dem Daten verwendet werden.
Mögliche Fragen sind:
- Wie werden die Daten erhoben?
- Wie stimmen die Personen hinter den Daten dieser Erhebung zu?
- Wie werden die Daten gespeichert – und wie geschützt?
- Wie wird die Richtigkeit der Daten überprüft?
- Wie werden diese Daten verwendet?
- Werden die Daten nach Abschluss des Projekts vernichtet oder aufbewahrt?
- Wenn sie gespeichert werden, für wie lange? Wie lauten die Richtlinien für die Wiederverwendung?
Die Einrichtung eines Review Boards für Datenethik kostet zunächst zwar Zeit und Geld. Sie schützt Ihr Unternehmen aber auch davor, Ihre Kunden durch schlechtes Datenmanagement zu vergraulen. Langfristig können Sie dadurch Beträge in Millionenhöhe sparen.